#5 Kultur- & Literaturwissenschaftlerin Salome Rodeck: Im Schlamm tanzen Holobionten!

«Schwangerschaft ist nicht die Kreation eines neuen Menschen, sondern die Community «Holobiont», welche die Mutter immer schon war, wird weitergegeben an einen neuen Holobionten. Das heißt natürlich, dass Babys vor allem von ihren Müttren stammen – und nicht so sehr von ihren Vätern.» Salome Rodeck, Kulturwissenschaftlerin

Salome Rodeck ist Wissenschaftlerin und promoviert am ZfL (Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung) zum Thema “Symbiotische Welten. Theorien und Praktiken der Koexistenz bei Lynn Margulis und Donna Haraway.” Hierin untersucht sie, wie das biologische Phänomen der Symbiose zunächst als grundlegendes Prinzip des Lebens auf der Erde beschrieben wird – um sodann zur Leitmetapher der kritischen bzw. utopischen Forderung an politische und philosophische Bereiche aufzusteigen.

Lynn Margulis war mehrere Jahre lang mit Carl Sagan verheiratet, bevor er die Goldene Schallplatte der NASA kuratierte. Ihr gemeinsamer Sohn wird später über beide sagen: «Mein Vater, dessen Sendung Cosmos seinerzeit die meistgesehene Fernsehsendung der Welt war, war zweifellos ein großartiger und charismatischer Wissenschaftsvermittler. Aber er hat im Wesentlichen einfach coole und sexy Ideen aus der Renaissance übernommen. Was originäre Wissenschaft betrifft, so war der Beitrag meiner Mutter eindeutig größer.»

Rodeck sagt: Wir sind Viele. Wir sind Holobionten, sprich: Gesamtlebewesen. Holobiont = die Gemeinschaft von Organismen, die in einer Symbiose miteinander leben. Auch eine Community. Leben ist kooperativ und Menschen nur eine Gattung unter vielen auf dem lebendigen Organismus «Erde».

Wir sprechen darüber, was das mit dem Individuum macht, wenn es allein schon Viele ist, wir reden über Fortpflanzung und Rauschzustände – und wie man Holobionten auf eine Golden Record packt.

Weiterführende Links zu Themen des Gesprächs
Donna Haraway (Wiki)
Lynn Margulis (Wiki)
Holobiont (Wiki)
Gaia-Hypothese (Wiki)
Blue Marble (Wiki)
Matrix (Film)

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Welcome to THE GOLDEN RECORD STUDIOS – Höchste Zeit für ein neues World-Selfie! Vor 45 Jahren hat die NASA ihre “Golden Records” in die Tiefen des Alls geschickt, in der Hoffnung, dass sich ferne Intelligenzen auf diesem Weg ein Bild über die Menschheit machen können. Damals hat eine kleine Gruppe von US-Amerikaner*innen ein geschöntes Selfie für die gesamte Erde kuratiert: Fotos wie mit Retro-Filter, Musik zwischen europäischer Klassik und aserbaidschanischen Sackpfeifen, sowie Naturgeräusche in schlechter Soundqualität – unsere noch unbekannten Alien-Freund*innen werden einen ziemlich schrägen Eindruck von uns bekommen. Seit den 1970ern hat sich zum Glück nicht nur der Blick auf die Welt, sondern auch der Blick aus der Welt heraus maßgeblich verändert.

Um davon neue Aufnahmen zu produzieren, stecken in unserer Podcastreihe THE GOLDEN RECORD STUDIOS Exosoziolog*innen, Anthropolog*innen und andere Alien-Künstler*innen ihre Köpfe mit uns für dieses Experiment zusammen: Wie wollen wir erinnert werden? Wie begrüßt man fremde Intelligenzen? Von welchen kolonialen Strukturen müssen wir uns verabschieden, um die Existenz der Spezies Menschheit zu sichern? Und ist Einfrieren nach dem Tod wirklich die cleverste Art, in die Zukunft zu reisen? THE GOLDEN RECORD STUDIOS sind eine offene Einladung zum Mithören und Mitdenken, durchzogen von Sounds und Musik. Auf der ersten Ebene beschäftigen wir uns mit diversen Fragen, die sich aus dem Projekt der Golden Records ergeben. Schnell aber merkt man, daß wir dabei über die Figur des Aliens bzw. der Botschaft ans All sehr heutige und hiesige Fragen verhandeln.

Moderation: Alexandra Lauck und Lukas Matthaei
Creative Producer: Fabian Kuehlein
Musik: Chris Umney

Ein Projekt von matthaei&konsorten 2023